Informationen zum Strompreis

Fragen:

  • Wie wird der Strompreis an der Strombörse in Leipzig ermittelt?
  • Was verbirgt sich hinter dem Merit-Order-Prinzip?
  • Warum steigt der Strompreis weiter, trotz immer mehr Ökostrom im Netz?
  • Wie gehen andere Länder in Europa damit um?

Wenn ihr euch auch diese Fragen stellt, dann habe ich euch hier einige Antworten, Links und Wissenswertes zusammengestellt:

Wie wird der Strompreis an der Strombörse in Leipzig ermittelt?

An der Strombörse in Leipzig, kurz EEX wird der überwiegende Teil des deutschen Strombedarfs gehandelt. Es gibt zwar auch einen außerbörslichen Handel mit Strom, aber dieser orientiert sich auch an der EEX.

Die Strompreise werden dort täglich für den Folgetag verhandelt und die Stromerzeuger bieten ihren Strom nach Erzeugung an. Dabei kommen die Produzenten mit dem günstigsten Preis zuerst dran, meist die Erneuerbaren Energien mit Preisen von 5 – 10 ct/kWh, dann Kernenergie und Kohle. Alle liegen i.d.R. unter 15 ct./kWh. Als letztes folgt Erdgas mit aktuellen Preisen von 40 – 60 ct./kWh. Generell wird von günstigsten zum teuersten vergeben.

Dazu ein Beispiel:

  • Aus Windkraft werden 20% angeboten zum Preis von 5-8 ct.
  • Aus Photovoltaik werden weitere 15 – 20% Anteil, zum Preis von 8 – 10 ct angeboten
  • Dann kommen Kernkraft, derzeit noch mit 4 -6 % Anteil, zum Preis oberhalb von 10ct
  • letztlich noch Energie aus der Kohleverstromung mit Preisen bis 15ct.
  • Leider reicht das in den meisten Fällen noch nicht aus und es muss mit Erdgas aufgefüllt werden

Es gibt Zeiten in denen der Großhandelspreis für Strom auch negative Werte erreicht. Das ist meist dann der Fall wenn ein Überangebot von erneuerbaren auf einen etwas niedrigeren Bedarf trifft. Diese Phasen gab es in 2021 noch häufiger als in diesem Jahr. Zu den Gründen dafür später.

Sobald dann 100% der für den kommenden Tag benötigten Stroms aufsummiert wurden, errechnet sich der dann aktuelle Großhandelspreis aus dem letzten und teuersten der oben beschriebenen Lieferanten. Derzeit ist das Erdgas.

Was verbirgt sich hinter dem Merit-Order-Prinzip?

Wenn man versucht Merit-Order zu übersetzen bekommt man Verdienstorden zurück. Einen Verdienstorden bekommt man derzeit aber wohl kaum zu diesem Thema.

Genau diese Preisfindung wie oben beschrieben ist Teil des Merit-Order-Prinzips. Es wurde Anfang der 2000er auf europäischer Ebene eingeführt um den Strom länderübergreifend handeln zu können zu gleichen Bedingungen. Zu der Zeit wurde damit versucht die „Erneuerbaren Energien“ anzuschieben. Eben eine Förderung über die Zeit in den Markt hinein. Leider wurde dieses Prinzip all die Jahre nicht auf den Prüfstand gestellt und angepasst.

Robert Habeck hat dagegen am 26.08.2022 angekündigt dieses Prinzip der europäischen Märkte zu überprüfen. Im Juli 2022 wurde bereits das EEG Gesetz in geltendes Recht umgesetzt und die Stromkunden damit entlastet. Die Anpassung des Merit-Order-Prinzips wird allerdings etwas länger für Kopfzerbrechen sorgen. Es ist ein europäisches Prinzip und jedes Land hat hier seine eigenen Vorstellungen zur Preisbildung.

Warum steigt der Strompreis weiter, trotz immer mehr Ökostrom im Netz?

Wir haben es aktuell nicht nur mit einer Krise zu tun. Folgende Krisen und Probleme kommen jetzt zeitgleich zusammen:

  • Frankreichs Atomkraftwerke sind derzeit zur Hälfte in geplanter Wartung. Sie sind auch gestoppt weil massive Korrosions-Schäden festgestellt wurden, oder weil sie die Abwärme nicht mehr in die aufgeheizten Flüsse abgeben durften. Deutschland beliefert Frankreich genauso wie Belgien, Spanien und die Niederlande mit Strom um das auszugleichen.
  • Die Regenarmut dieses Sommers sorgt nicht nur direkt in der Strom-Produktion von Wasserkraftwerken durch Niedrigwasser auf unseren Flüssen für Engpässe. Speziell Österreich und die Schweiz werden derzeit stark von Deutschland aus mit Strom beliefert um die Engpässe dort zu lindern.
  • Auch der Transport von Kohle und anderen wichtigen Materialien, speziell auf dem Rhein leidet unter dem Niedrigwasser. Teilweise müssen Schiffe für dieselbe Menge an Kohle bis zu 4 mal hin und her fahren, was ebenfalls die Preise nach oben treibt.

Deutschland entwickelte sich im 1. Halbjahr 2022 zusehends zu einem der größten Stromexporteure Europa’s und dafür wird weiteres Erdgas verfeuert. Deutschland exportierte im 2. Quartal 2022 über 3,7 TWh mehr Strom ins europäische Ausland als es importierte.

Es ist derzeit eine Art Teufelskreis aus Problemen und Verkettungen die den Verbrauch von Gas und Strom in Deutschland nach oben ziehen und mit ihm den Preis.

Die einzige Gegenbewegung ist der langsam ansteigende Anteil von erneuerbaren im Strommix Deutschlands. Wind, Solar und Biomasse ziehen die Preise nach unten. Man kann das deutlich an den Tagen im 1. Halbjahr erkennen, an denen die erneuerbaren zeitweise 100% des Stroms erzeugten: 21. Mai, 28. Mai und 6. Juni ( Quelle SMARD.de ) Am 21.Mai z.B. lag der Großhandelsstrompreis nur bei ~103€ / MWh, während er im Schnitt des 2. Quartals bei knapp 187€ / MWh lag.

Wie gehen andere Länder in Europa damit um?

Österreich kämpft genauso wie der Rest von Europa mit den hohen Gaspreisen und in Folge davon auch den steigenden Strompreisen. Die Arbeiterkammer Niederösterreich will das Merit-Order-Prinzip deshalb aussetzen.

Umgekehrt zeigt gerade die Schweiz, dass es anders geht mit den Kosten. Dort wird Strom nicht an der Börse gehandelt, dafür wird nur die tatsächlichen Produktionskosten bezahlt. Dieses Prinzip leitet aber unter dem Problem, dass kaum Geld in neue und innovativere Kraftwerke und Erzeugung investiert wird. Außerdem ist die Schweiz nicht Teil der EU.

Aktuell wird auf europäischer Ebene diskutiert, wie man mit diesem Preiskonflikt umgeht und die Märkte nicht komplett kaltstellt.

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