Am 15. Februar 2022 hat Frankreich den Bau von bis zu 14 neuen Atomreaktoren angekündigt. Zeit für eine Bestandsaufnahme über den Ausbau von Atomkraftwerken, den Kosten und Bauzeiten und den Ergebnissen:
Als Frankreich den Ausbau der Atomkraftwerke im Februar ankündigte ging eine Welle der Diskussion durch ganz Europa über Pro und Contra Kernkraft. Welche AKW’s wurden nun in den letzten Jahrzehnten in Europa gebaut und wie ist deren aktueller Status im Juli 2022:
Frankreich:
In Frankreich laufen derzeit 57 AKW’s, die allesamt vor 1992 gebaut wurden. Ein einziges neues AKW ist derzeit im Bau ( Flammanville 3 ). Ein weiteres Projekt in Penly wurde aufgegeben.
Baubeginn 3.12.2007, Kosten geschätzt bei Baubeginn 3,3 Mrd €, Bauzeit geschätzt: 5 Jahre
Aktuell geplante Inbetriebnahme: Q2/2023, also 16 Jahre!, Kosten voraussichtlich 12,7 Mrd. €, Die Inbetriebnahme wurde mehrfach verschoben und die Bauzeit ist inzwischen länger als der Berliner Flughafen!
Finnland:
Finnland wird derzeit mit dem seinem AKW in Olkiluoto als Vorzeigeprojekt gefeiert, dabei ist es nach 17 Jahren Bauzeit immer noch nicht am Netz: Baubeginn 12.08.2005, Kosten geschätzt bei Baubeginn 3 Mrd €, Bauzeit geschätzt: 6 Jahre, Inbetriebnahme geplant 10.12.2022, also 17 Jahre wenn es denn ans Netz geht!, Kosten geschätzt in 2015: 9 Mrd. €, die finalen Kosten, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Der Bau von Block 4 wurde in 2015 aufgegeben.
Großbritannien:
In Hinkley Point baut die britsche Regierung derzeit 2 Reaktoren, ebenfalls vom Typ EPR3. Der Baubeginn 2018 / 2019, Kosten geschätzt 16 Mrd Pfund, Bauzeit geplant bis 2025, Inbetriebnahme geplant frühestens 2027!, Kosten geschätzt in 2015: 24,5 Mrd Pfund. Insgesamt wird das Kraftwerk mit 100 Milliarden € durch Großbritannien subventioniert! Das Projekt in Hinkley liegt damit um den Faktor 7 über den Kosten-Planungen aus dem Jahre 2005
Tschechien
In Tschechien gingen Anfang der 2000er Jahre die beiden Blöcke in Temelin vom sowjetischen Typ WWER ans Netz nach 15 und 16 Jahren Bauzeit. Von Anfang an sorgten diese für Spannungen mit den Nachbarländern. Diese Reaktoren sind auch zu 100% von Lieferungen von russischen Brennstäben abhängig.
Weitere Kernkraftwerke wurden in den letzten 25 Jahren in Europa nicht gebaut, bzw. in Betrieb genommen. Auf der anderen Seite sind Länder wie Spanien, Irland, Italien, Belgien und die Schweiz aus der Kernkraft auf die eine oder andere Weise ausgestiegen. Umgekehrt erwägt Polen derzeit in die Nutzung einzusteigen.